Die Arbeitslosigkeit ist stärker gesunken als bisher angenommen. Kurz vor Winterbeginn ist die Arbeitslosenzahl auf den niedrigsten Stand seit 14 Jahren gesunken. Allerdings sind immer mehr Erwerbstätige auf ergänzende Hilfe aus dem Arbeitslosengeld II angewiesen.
Die Bundesagentur für Arbeit gab am Donnerstag in Nürnberg die aktuellen Arbeitslosenzahlen bekannt. Den Angaben nach waren im November 3,378 Millionen Arbeitslose registriert. Gegenüber dem Vormonat waren dies 55.000 weniger Arbeitslose. Vor einem Jahr waren es sogar noch 617.000 Arbeitslose mehr. Die Arbeitslosigkeit war zuletzt im Juni 1993 so niedrig.
Auch für den Winter zeigte sich der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, optimistisch. Rein rechnerisch werde man wohl nicht über die Vier-Millionen-Marke kommen. Allerdings hänge dies von der Witterung ab, so Weise.
Für den niedrigsten Stand der Arbeitslosigkeit seit über 14 Jahren ist nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit vor allem die gute Konjunktur verantwortlich. Auch für 2008 erwartet die Bundesagentur für Arbeit einen weiteren deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit und das trotz der erwarteten Abschwächung des Wirtschaftswachstums. Man sei sich sicher, dass der Arbeitsmarkt für 2008 noch “eine gute Qualität“ habe, so Weise. Für das nächste Jahr rechne man mit durchschnittlich 3,5 Millionen Arbeitslosen. Dieses Jahr lag der Durchschnitt bei etwa 3,7 Millionen.
Allgemein konnten insbesondere die Jüngeren und Älteren von dem Rückgang der Arbeitslosigkeit profitieren. Die Zahl der Arbeitslosen bei den unter 25-Jährigen sank binnen Jahresfrist laut den Angaben um 19 Prozent und bei den über 55-Jährigen gar um 21 Prozent. Und die Nachfrage nach Mitarbeitern werde weiter ansteigen, so Weise. Zurzeit seien etwa 942.000 offene Stellen gemeldet.
Besonders erfreulich ist, dass viele Menschen eine reguläre und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung finden konnten. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten lag den BA-Berechnungen zufolge bei 27,45 Millionen, was einen Zuwachs von 577.000 gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Der Beschäftigungszuwachs zeige sich zudem überwiegend in fast allen Brachen. Einzig im Kredit- und Versicherungsgewerbe und im öffentlichen Dienst gebe es weniger Arbeitsplätze.
Trotz der guten Zahlen gibt es aber auch Wehrmutstropfen. So sind beispielsweise immer mehr Erwerbstätige auf ergänzende Hilfe aus dem Arbeitslosengeld II angewiesen. Heinrich Alt, Bundesagentur für Arbeit-Vorstandsmitglied, sagte, dass es derzeit etwa 550.000 Menschen gebe, die trotz sozialversicherungspflichtiger Arbeit noch Arbeitslosengeld II beziehen. Damit stieg die Zahl der so genannten “Aufstocker“ gegenüber dem Vorjahr um satte 20 Prozent. Der Deutsche Gewerkschaftsbund kritisierte daher auch, dass das Arbeitslosengeld II offensichtlich von immer mehr Arbeitgebern als “Lohnergänzungssystem“ ausgenutzt werde.