Klaus Wowereit, regierender Bürgermeister von Berlin, schreibt in seiner kürzlich erschienenen Biographie auch über das Hartz-IV-Problem. Seiner Ansicht nach sind die Berliner, die auf Hartz-IV angewiesen sind, ausreichend versorgt. Die Hartz-IV-Empfänger fordert er in dem Buch auf, besser mit ihrem Geld umzugehen. Die gleiche Meinung vertrat er nochmals in einem Interview mit der Zeitschrift “Super Illu“.
In dem Interview sprach sich Wowereit auch gegen eine Erhöhung des Hartz-IV-Regelsatzes aus. Es hätte seiner Auffassung nach keinen Nutzen, solche Familien mit mehr finanziellen Mitteln zu unterstützen, die nicht mit Geld umgehen könnten.
Viele Familien ließen sich vom Konsum berauschen und würden dabei nicht daran denken, erst einmal die wichtigsten Dinge zu bezahlen, so der SPD-Politiker. Wowereit vertritt die Ansicht, dass der Staat besser in so genannte Familienhelfer investieren sollte. Damit wäre seiner Meinung nach vielen Familien mehr geholfen.
In seiner Autobiographie schreibt Wowereit zudem, dass er sich teilweise darüber wundern würde, wofür die kleinen Leute ihr Geld ausgeben. Zum Beispiel 80 Euro monatlich für Zigaretten, noch mal so viel für Lotto, Alkohol, Bezahl-TV, Handy-Gebühren. Damit möchte Wowereit erläutern, dass sich die Armut von heute von der Armut seiner Jugend unterscheiden würde.
Auch hierzu äußerte er sich in dem Interview mit der Illustrierten. Zwar wolle er niemandem das Recht auf ein Mobiltelefon absprechen, allerdings, so Wowereit weiter, brauche man ja vielleicht auch nicht immer das neueste und teuerste Gerät.
Der Landeschef der Linkspartei, Klaus Lederer, bezeichnete die Äußerungen Wowereits als “Stammtischargumente“ und verlangte eine Erhöhung des Hartz-IV-Regelsatzes von 346 Euro auf 420 Euro.
Auch der CDU-Fraktionschef kritisierte die Äußerungen Wowereits scharf. Pflüger sagte, dass es zwar sicher Sozialmissbrauch gebe, aber dies wäre bestimmt nicht die Regel. Daher bezeichnete er die Äußerungen von Wowereit als “dümmliche und ignorante“ Pauschalisierungen. Wowereit komme wohl nicht sehr häufig mit Hartz-IV-Beziehern in Kontakt, so Pflüger.
Indes versucht der SPD-Landeschef Michal Müller die Wogen ein wenig zu glätten. Er selbst würde die Äußerungen Klaus Wowereits nicht als pauschale Unterstellung gegenüber allen Hartz-IV-Empfängern sehen. Dennoch gebe es viele Menschen, die viel Geld für Zigaretten, Lotto, Handyrechnungen und so weiter ausgeben würden. Das gehöre zur Realität und das müsse man auch so benennen, so Müller.