In wenigen Wochen wird der umstrittene Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin in den Bundesbankvorstand wechseln. In einem seiner letzten Interviews als Senator erläutert Sarrazin allen Menschen, unabhängig ob sie es hören wollen oder nicht, warum seiner Meinung nach die Berliner Sozialskruktur als problematisch zu bezeichnen ist.
Aufgrund der neuesten Zahlen des Statistischen Landesamtes, der Bundesagentur für Arbeit und der Schulverwaltung zeichnet Sarrazin ein düsteres Bild von der Lage in der Hauptstadt. So sei in Berlin die Zahl derer, welche Sozialleistungen beziehen, etwa doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Ferner kämen immer mehr Kinder in die Schulen, die eigentlich nicht schulreif seien. „Die Sozialstruktur verschlechtert sich von Schuljahrgang zu Schuljahrgang“, kritisierte der noch amtierende Finanzsenator. „Die Instrumente der Berliner Politik dagegen sind entweder nicht vorhanden oder nicht zielführend“, fügte er hinzu.
Als Sündenbock hat Herr Sarrazin die Kitas ausgemacht. „Die durchschnittliche Berliner Kita ist nicht bildungsorientiert aufgestellt, obwohl wir den bundesweit höchsten Personaleinsatz haben“, sagte Sarrazin. Es werde beispielsweise wenig gesungen, viel zu wenig vorgelesen und extrem wenig auswendig gelernt.
Als Lösung kommt für Berlins Finanzsenator aber keine Personalaufstockung in Betracht. „Berlin hat null Chancen, die Wirtschaftskrise zu packen, wenn der Personalabbau nicht konsequent fortgesetzt wird“, erläuterte Thilo Sarrazin. Berlin könne seinen Haushalt nur dann konsolidieren, wenn beim Personal weitergespart wird.
Vertreter der Berliner Kitas reagierten nunmehr mit Unverständnis auf Sarrazins Äußerungen. Reinhard Schubert, Leiter einer Berliner Kita kritisierte laut Berliner Morgenpost, dass es für das Bildungsprogramm zu wenig Personal gebe. „Der Senator glaubt offenbar, wir kommen nur her zum Spielen und gehen dann wieder nach Hause. Das ist eine unglaubliche Geringschätzung unserer Arbeit“, erklärte Schubert.