Die Überschuldung ist ein großes Problem für viele private Haushalte. Im Herbst 2023 gab es über 5,6 Millionen Bürgerinnen und Bürger in Deutschland, die als überschuldet gelten. Obwohl die Zahlen rückläufig sind, steckt hinter jedem Fall ein Einzelschicksal. Eine Betrachtung der Gründe, die zu einer Überschuldung führen, und Wege aus dieser Situation.
Welche Situationen führen zu privaten Schulden?
Die meisten haben einige Stereotype im Kopf, wenn es um die Vorstellung geht, wie sich Menschen überschulden. Tatsächlich entsprechen diese in den meisten Fällen aber nicht der Realität. Zu den drei häufigsten Auslösern für die Privatverschuldung gehören plötzliche Arbeitslosigkeit, Erkrankungen oder Unfälle sowie Trennungen vom Partner. Es sind also oftmals abrupte und unkalkulierbare Ereignisse ohne Selbstverschulden, die Menschen in eine Überschuldung bringen.
Unterstützung sowie Informationen zu den Themen Schulden und Insolvenz gibt es bei den örtlichen Verbraucherzentralen. Diese sollten möglichst frühzeitig in Anspruch genommen werden. Die Praxis zeigt, dass Untätigkeit nur dazu führt, dass der Schuldenberg rasant weiterwächst. Der Grund hierfür sind vor allem Mahnverfahren, Gebühren, Gerichtskosten und Zinsen. Dadurch dreht sich die Schuldenspirale weiter und wird oftmals erst zu einem wirklichen Problem.
So greift der Staat zum Schutz der Bürger ein
Die hohe Zahl der Überschuldungen, die 2007 ihren Höhepunkt erreichte, hat die Regierung immer wieder dazu bewegt, mit Regularien und Gesetzen einzugreifen. Beispielsweise gelten inzwischen bei Krediten strenge Vorschriften. Für Immobilienkredite müssen Kreditnehmer eine Eigenkapitalquote von 20 Prozent aufweisen und dürfen Kreditraten von maximal 40 Prozent des Nettoeinkommens aufnehmen.
Auch in anderen Bereichen hat der Gesetzgeber reguliert. Zum Beispiel bei den Glücksspielen. Hier gilt seit Juli 2021 LUGAS, das länderübergreifende Glücksspielaufsichtssystem. Dieses legt ein Einzahlungslimit von 1.000 Euro pro Monat und Spieler fest. Die Anbieter von Glücksspielen überwachen dieses Limit und verhindern so, dass Spielsüchtige, die ihre Gewohnheiten nicht unter Kontrolle haben, ungehindert Geld einzahlen können.
Wer sein Casino Limit erhöhen möchte, hat aber dennoch Möglichkeiten dazu. So gibt es ein System für die Bonitätsprüfung. Dies ist direkt über die Webseite der Anbieter von Glücksspielen möglich. Auf diesem Weg lässt sich ein individuelles Einzahlungslimit festlegen, das oberhalb von 1.000 Euro pro Monat liegt. Maximal sind jedoch 10.000 Euro möglich, Bonität vorausgesetzt. Die Bearbeitung der Anpassung nimmt sieben Tage in Anspruch.
Auch das Absenken des Einzahlungslimits ist mit dieser Mechanik möglich. Eine solche Beschränkung gilt sofort. Auf diese Weise können sich Spieler, die über eigene Schwächen wissen, selbst schützen und beispielsweise das Limit auf 100 Euro pro Monat setzen. Eine erneute Anhebung nimmt ebenfalls sieben Tage in Anspruch, was ein weiterer Schutzmechanismus ist.
Letzte Rettung Privatinsolvenz?
Erst im Jahre 1999 wurde das Insolvenzrecht in Deutschland revolutioniert und eine Möglichkeit zur Privatinsolvenz geschaffen. Wer das Verfahren der Privatinsolvenz beginnt, offenbart sich für die Dauer von mehreren Jahren. Das bedeutet, dass Teile des Einkommens nach der Pfändungstabelle einbehalten werden. Ebenfalls ist es nicht möglich, neue Kredite aufzunehmen.
Nach einigen Jahren ist der Start eines Restschuldbefreiungsverfahren möglich. Damit verfallen dann die restlichen Schulden und ein Neustart ist möglich. Auch wenn sich dies nach einem einfachen Weg aus der Überschuldung anhört, sind die Jahre im Privatinsolvenzverfahren hart. Es ist also in jedem Fall besser, präventiv zu handeln und die Schuldenfalle zu verhindern oder am besten gar keine