Besonders in den vergangenen Jahren ist die Anzahl der deutschen Bürger, die unter der Armutsgrenze leben noch weiter angestiegen. Im vergangenen Jahr lebten nach dem Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes 13,2 Millionen Menschen in Armut. Das entspricht einer Quote von 15,9 Prozent der Gesamtbevölkerung und damit dem höchsten Wert seit der Wiedervereinigung.
Nur der Süden Deutschlands steht etwas besser da
Die Armutsquote im Süden des Landes, also in Bayern und Baden-Württemberg liegt mit 12,1 Prozent etwas unter dem bundesweiten Durchschnitt, der durch die Quote von 17,4 Prozent im Rest Deutschlands allerdings wieder nach oben gedrückt wird.
Besonders stark betroffen ist mit Nordrhein-Westfalen Deutschlands bevölkerungsreichstes Bundesland, wo die Armutsquote mit 21,4 Prozent am höchsten liegt. Hier ist auch der Anstieg besonders dramatisch, denn die Quote ist in NRW seit 2006 zweieinhalbmal so schnell gestiegen wie im Rest der Bundesrepublik.
Corona-Pandemie wird soziale Ungleichheit weiter verschärfen
Der weltweite Ausbruch von Covid-19 wird viele Aspekte, die zu Armut beitragen noch weiter verschärfen. Dazu gehören vor allen Dingen Wohnraumversorgung und Bildungssegregation von armen Kindern.
War es bisher schon schwierig für Kinder aus sozial schwachen Familien die gleichen Bildungschancen zu erhalten, wie ihre finanziell besser gestellten Altersgenossen, so wird diese Hürde in einer Pandemie nur noch höher.
Besonders die Tatsache, dass Schulen teils schließen mussten und der Unterricht online stattfinden sollte, trägt zu den Sorgen bei. Um an einer Unterrichtsstunde per Zoom teilzunehmen, braucht es nicht nur eine schnelle und stabile Internetverbindung, sondern auch die passende und fähige Hardware in Form eines Tablets oder Computers.
Wer seinem Kind kaum einen neuen Schulranzen kaufen kann, hat möglicherweise auch Schwierigkeiten das notwendige Geld für derlei kostspielige Geräte aufzutreiben. Und auch wenn die Regierung in solchen Fällen Unterstützung leisten würde, sind die Prozesse für Anträge auf diese Unterstützung oft kompliziert und aufwendig und die Mühlen der Bürokratie mahlen schmerzhaft langsam.
Aber allein die Teilnahme am Unterricht ist manchmal noch nicht einmal das größte Problem. Auch das eigentliche Betreuungsangebot und Schulspeisungen können eine wichtige Rolle spielen.
Etwa ein Drittel der Erwachsenen, die unter der Armutsgrenze leben sind erwerbstätig und wenn diese nicht plötzlich ins Home Office wechseln können, fallen wieder Kosten für Kinderbetreuung an, für die niemand etwas kann, die aber eine tiefe Delle ins Portemonnaie schlagen.
Corona bringt Gefahr für ganz neue Bevölkerungsgruppe
Und auch wenn Corona die Armut für die Bürger, die bereits darunter der leiden noch verschärft, dürfen auch die Bevölkerungsgruppen nicht vergessen werden, die durch die Pandemie möglicherweise schneller als beliebt unter die Armutsgrenze rutschen können.
Momentan bemüht sich die Regierung noch viele Probleme abzufedern, indem es Möglichkeiten zu Kurzarbeit, Home Office und finanziellen Soforthilfen gibt. Aber wenn die Corona Pandemie noch länger anhält, werden sich die Probleme verschärfen und es kann passieren, dass bestimmte Berufsgruppen die Konsequenzen nicht mehr lange abfedern können.
Während das Geschäft für freiberufliche Autoren in Bereichen, die von der Pandemie nicht betroffen sind, wie Casinos online oder Übersetzer ihre Arbeit beinahe wie gehabt fortsetzen können, gibt es viele Freiberufler und Festangestellte, denen dieser Luxus verwehrt bleibt.
Besonders das kunstschaffende Gewerbe leidet unter den Folgen der Pandemie und wird sich nicht lange mit kleinen Finanzspritzen der Regierung, die außerdem strengen und engen Grenzen unterliegen über Wasser halten können.
Mit wiederkehrenden Lockdowns, die auch den Einzelhandel und das Hotelgewerbe betreffen, wird die Situation immer dramatischer, je länger dieser Zustand andauert.
Caritas rechnet mit starkem Anstieg privater Schulden
Die derzeitige Situation ist eine Abwärtsspirale, die sich nur durch ein Ende der Pandemie aufhalten lässt und selbst dann wird der Heilungsprozess ein langer und schmerzhafter sein.
Die Caritas Deutschland rechnet ab Frühjahr 2021 mit einem starken Anstieg der Beratungsfälle für Schuldner, die auf die Corona-Pandemie zurückzuführen ist. Hier sind vor allem Gewerbetreibende in den Bereichen Kleingewerbe und Gastronomie betroffen. Aber auch Selbstständige oder Angestellte in anderen Bereichen, die von der Krise betroffen sind, wie etwa Bürger, die im Hotelgewerbe oder im Einzelhandel tätig sind und deshalb starke Gehaltseinbußen hinnehmen mussten, könnten in die Schuldenfalle rutschen.
Arme Bevölkerung scheitert oft schon am Erfüllen von Corona-Forderungen
Deutschland macht es seinen Armen auch nicht einfach. Manchmal muss man sich sogar fragen, ob Armut nicht vielleicht sogar erwünscht ist. Denn wenn die Corona-Richtlinien eine Maskenpflicht verhängen und eine FFP2 Maske etwa fünf Euro kostet, dann fragt man sich, wie ein Hartz-IV-Empfänger dieses Kunststück mit einem Budget von 2,50 Euro monatlich für rezeptfreie medizinische Erzeugnisse meistern soll.
Während die Situation für Erwerbstätige in bedrohten Branchen und Freiberufler sicher kritische ist, steht der verletzlichste Teil der Bevölkerung in Form der Hartz-IV-Empfänger seit Beginn der Pandemie weitestgehend allein auf weiter Flur und ist gefühlt kaum eine Erwähnung wert.
Die Anpassung des Hartz 4 Betrages, der kürzlich im Bundestag beschlossen wurde, geht nicht über den üblichen Inflationsausgleich hinaus und hat damit kaum Chancen die außergewöhnlich bittere Situation, die eine weltweite Pandemie mit sich bringt abzumildern.
Das traurigste an dieser Gesamtsituation ist, dass wie so oft die Teile der Bevölkerung am meisten von den Regierungshilfen profitieren, die es am wenigsten nötig haben. Je mehr Gehalt man erhält, umso höher fällt auch das Kurzarbeitergeld aus. Arme Menschen werden bei diesen Hilfen hingegen außerhalb der Kinderzuschläge beinahe gänzlich außenvor gelassen und das ist eines Sozialstaates eigentlich kaum würdig.
Hier muss Deutschland einfach besser sein und den Hebel umlegen, um seinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden.