Eine vom Jenaer Soziologie-Professor Klaus Dörre durchgeführte Studie kommt zum Ergebnis, dass Hartz IV wie ein Stigma wirkt.
„In der Gesellschaft als „Hartzi“ identifiziert zu werden, ist ähnlich wie dunkle Hautfarbe zu haben im Süden der USA“, erklärte Prof. Dörre in einem dpa-Interview.
„Das ist ein Stigma, das an einem haftet, das man nicht los wird und mit dem man in Alltagssituationen immer wieder konfrontiert wird“, fügte er hinzu. Die Folge sei eine „Spirale nach unten“. Den Betroffenen würde es aufgrund ihrer materiellen Knappheit immer schwerer fallen, sich zur Mehrheit der Gesellschaft zugehörig zu fühlen.
Dörres Worten zufolge läge den Hartz-Reformen das Bild der faulen Langzeitarbeitslosen zugrunde, die es sich in der Hängematte des Wohlfahrtsstaates bequem gemacht hätten. „Das können wir nicht feststellen“, stellte der Soziologe klar. Vielmehr sollten die Sanktionen gegen Hilfebedürftige als Konsequenz aus den Studienergebnissen abgeschafft werden. Es existiere lediglich eine Gruppe mit einem Anteil von acht bis zehn Prozent der Leistungsbezieher, die „nicht mehr kann und nicht mehr will“. Nach Überzeugung Dörres müsse eine reiche Gesellschaft so eine Gruppe Menschen jedoch aushalten.