Kreuzfahrtschiffe hatten vor Corona gerade einen Popularitätsschub erhalten. Die Nachfrage nach einer Kreuzfahrt vor allem in südliche Gewässer stand kurz vor der Pandemie auf einem Höchststand. Was früher vor allem ältere Menschen in den Bann zog, hat bis dato immer mehr junge Leute fasziniert. Grund dafür war das Angebot der Schiffe, nun auch für exklusive Unterhaltung zu sorgen. Gerade ein jüngeres Publikum wurde damit angesprochen, das nicht mehr nur Wellness und Vollverpflegung im Kopf hat, sondern Partys und Entertainment.
Im Hafen geschlossen
Diese Regel führt in puncto Glücksspiel dazu, dass Bordcasinos kurz vor der Hafeneinfahrt schließen müssen und erst auf hoher See öffnen können. Bleiben Sie hingegen nur in Küstennähe, sind die Türen geschlossen und es bleibt nur die Online Version, bei der die Gäste mit etwas Glück einen Bonus über 50€ ohne Einzahlung in einer Casino App abgreifen können – sofern das Schiff WLAN hat. Das Prinzip kennen Sie auch von Flugzeugen, bei denen der Duty-Free-Shop öffnet, wenn Sie über den Wolken fliegen.
Da Deutschland relativ strenge Regeln bezüglich des Glücksspiels hat, kommt es nicht von ungefähr, dass Handelsflotten ausgerechnet unter italienischer oder maltesischer Flagge fahren. Eine Gesetzeslücke, die schwimmende Casinos gerade dort populär gemacht hat, wo Glücksspiel an Land vollkommen verboten ist, wie etwa die Beispiele vor dem Glücksspielmekka in Asien, Macau, zeigen. Hier fahren Spielerinnen und Spieler mit riesigen Kreuzfahrtschiffen nur zu diesem Zweck, ihren Casinobesuch, auf hohe See.
Steuererleichterungen bei der Schifffahrt
Ein weiterer Vorteil für Kreuzfahrtschiffe ist die Steuererleichterung. Denn neben dem allgemeinen Glücksspielverbot für gewisse Spiele in verschiedenen Ländern ist es auch eine Frage der Steuern, ob eine Flotte sich für genau dieses Land entscheidet. Auch Passagiere profitieren davon. Gerade Malta, aber auch die niederländischen Antillen, wo Glücksspiel noch immer kaum besteuert wird, werden daher von Reedereien gerne als Handelsflagge ausgewählt. Je nach aktuellen Gesetzen kann es daher auch schon passieren, dass ein Schiff, das in Hamburg gebaut wurde, unter der Flagge von Antigua fährt.
Generell sind die Steuererleichterungen für die Kreuzfahrtschiffe enorm, weshalb die Reedereien deswegen schon länger in der Kritik stehen. Auch die Umweltschutzauflagen der EU werden damit auf hoher See regelmäßig umgangen. Da die großen Dampfer schon durch den großen Energieverbrauch und den Schadstoffausstoß in Verruf geraten sind, führte das zu einem starken Imageverlust. Ein Kreuzfahrtschiff stößt am Tag so viel CO2 aus wie 84.000 Autos, bei der Schwefeldioxidbelastung sind es sogar über 370 Millionen Autos pro Tag.
Die Zeit nach Corona
Nach den vielen Berichten über Corona-Cluster auf Kreuzfahrtschiffen haben die meisten Unternehmen ihre Fahrten seit dem Ausbruch der Pandemie im März 2020 absagen müssen. Ergo bricht auch ein großer Bereich der Mini Jobs weg und viele ehemalige Angestellte großer Kreuzfahrtunternehmen werden vorrübergehend in Hartz 4 gedrängt. Generell dienten viele Schiffsfahrten als eine Art Katalysator. Die Pandemie verbreitete sich durch die Enge besonders schnell auf den Schiffen. Einige Fälle erregten besonders großes Aufsehen wie etwa die Diamond Princess, die unter britischer Flagge nach Japan fuhr. 700 Gäste erkrankten hier, 14 Passagiere starben.
Einige Kreuzfahrtunternehmen trafen die Stilllegungen der Schiffe so stark, dass sie mittlerweile Teile ihrer Flotte verkauft haben, darunter etwa die Carnival Cruise Line oder Costa. Viele anderen Schiffe wagen im Sommer 2021 einen vorsichtigen Neustart, einige jedoch erst Ende des Jahres. Ob dann auch die Bordcasinos wieder öffnen werden, die schließlich wie landbasierte Spielhallen auch für die nötige Lüftung und Abstandsregeln unter Deck sorgen müssten, ist derzeit eher fraglich.