Laut einer aktuellen Studie verdrängen die staatlich subventionierten Arbeitsangebote reguläre Arbeitsstellen. Aufgrund dessen ist nun auch ein Streit bei der Bundesagentur für Arbeit über die so genannten “Ein-Euro-Jobs“ entbrannt.
Wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, welches an die Bundesagentur für Arbeit angegliedert ist, erhoben hat, werden die Ein-Euro-Jobber in fast jedem zweiten Betrieb nicht regulär eingesetzt. Von der Arbeitsagentur Sachsen-Anhalt wird dies allerdings zurückgewiesen.
Jeder fünfte Betrieb setzt den Angaben des Instituts nach die Ein-Euro-Jobber zum Beispiel als Ersatz oder Vertretung im Urlaubs- oder Krankheitsfall ein, was aber nach den gesetzlichen Bestimmungen nicht gestattet ist. Das sagte die IAB-Forscherin Anja Kettner.
Auch die Sachverständige der Bundesagentur für Arbeit, Ursula Engelen-Kefer, äußerte sich zu der Sache. Ihrer Ansicht nach sei das Maß des Erträglichen schon längst überschritten.
Die Ein-Euro-Jobber stellen in Ostdeutschland inzwischen einen Anteil von 4,4 Prozent an der Gesamtbeschäftigung. Insgesamt waren im vergangenen Jahr laut Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 240.000 Ein-Euro-Beschäftigte in 13.000 Unternehmen tätig.
Nach Meinung der Landesarbeitsagentur von Sachsen-Anhalt/Thüringen seien die Angaben des Instituts allerdings nicht repräsentativ. Immerhin handele es sich hierbei um erste Forschungsergebnisse. Daher wies die Agentur-Geschäftsführerin Simone Simon die Darstellungen des Instituts auch zurück.
So würden die zurzeit etwa 21.000 Ein-Euro-Jobs in Sachsen-Anhalt nur für Empfänger von Arbeitslosengeld II eingesetzt, welche in der Regel in gemeinwohlorientierten Unternehmen arbeiten würden. Weiterhin gebe es laut Simon auch ein Verfahren, welches mit den Kammern und Wirtschaftsverbänden abgestimmt sei. Dieses Verfahren regelt laut Simon auch, in welcher Form Ein-Euro-Jobs angeboten werden.
Die Wirtschaftsverbände kritisieren allerdings ebenfalls die Praxis bei den Ein-Euro-Jobs. So würden sich etliche Landräte und Bürgermeister an den mit den Kammern erarbeiteten Katalogen von Beschäftigungsfeldern nicht gebunden fühlen, so Peter Heimann, der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau.
Auch der Präsident der Handwerkskammer Halle, Thomas Keindorf, sieht in dem Ergebnis des Instituts seine Meinung und Auffassung bestätigt. Keindorf sagte, dass die Ein-Euro-Jobs am Arbeitsmarkt zu einem “Drehtür-Effekt“ führen würden. Die Arbeit von Handwerksbetrieben werde durch die staatliche Beschäftigung verdrängt, so Keindorf.