Der Zweite Bildungsweg ist in Deutschland eine beliebte und häufig genutzte Form, in der Schule versäumte höhere Bildungsabschlüsse nachzuholen. Man hat bundesweit die Möglichkeit, sowohl Haupt-und Realschulabschluss als auch Fachhochschulreife und Abitur an Abendschulen oder Abendgymnasien neben dem Beruf abzulegen.
Daneben besteht auch die Möglichkeit, das Abitur an der Fernschule nachzuholen. Für Abitur und Fachhochschulreife gibt es alternativ spezielle Kollegs, die eine BaföG-geförderte Ausbildung im Tagesuntericht anbieten.
Voraussetzung für ein Abitur im Zweiten Bildungsweg ist ein Mindestalter von 19 Jahren, wobei seit dem Abschluss an der Regelschule drei Jahre vergangen sein müssen. Wer demnach während seiner Schulzeit ein Jahr wiederholen musste, kann erst später ein Abendgymnasium besuchen. Ein Realschul- oder diesem gleichgestellter Abschluss (Mittlere Reife, verschiedene weitere Bezeichnungen in den unterschiedlichen Bundesländern) ist Voraussetzung zur Erlangung des Abiturs im Zweiten Bildungsweg. Ist dieser nicht vorhanden, muss er zuvor an einer Abendschule nachgeholt werden. Ferner muss man eine abgeschlossene Berufsausbildung nachweisen können oder in den drei Jahren nach dem Schulabschluss gearbeitet haben. Auch die frühe Gründung einer Familie oder Betreuung eines kranken oder behinderten Familienmitgliedes sowie ein Freiwilliges Soziales Jahr oder gemeldete Arbeitslosigkeit können auf die Dreijahresfrist angerechnet werden, hierzu sind Prüfungen des Einzelfalls notwendig.
Ein Abitur am Abendgymnasium endet nach drei Jahren mit dem Zeugnis der Allgemeinen Hochschulreife oder alternativ nach zwei Jahren mit dem schulischen Teil der Fachhochschulreife. Das Zeugnis ist bundesweit anerkannt und mit einem Abitur in der Regelschule gleichzusetzen. Der Unterricht findet zwischen 17 und 22 Uhr statt, so dass man tagsüber seiner Arbeit nachgehen kann. Hausaufgaben gibt es keine, denn der Bildungsweg ist auf die Berufstätigkeit ausgelegt. Auch die Fächeranzahl ist reduziert, Musik und Sport werden in der Erwachsenenbildung nicht mehr unterrichtet, in den Sprachen und Naturwissenschaften hat man Wahlmöglichkeiten, wobei Mathematik, Deutsch und eine Fremdsprache Pflichtfächer sind und die drei Bereiche (mathematisch-naturwissenschaftlich, sprachlich-künstlerisch und gesellschaftswissenschaflich) so abdeckt werden müssen, dass die Teilnahme am Zentralabitur möglich ist. Hier werden aus den drei Bereichen vier Fächer geprüft, es gibt drei schriftliche und eine mündliche Abiturprüfung.