Glaubt man den Stammtischgesprächen, sind Empfänger von Arbeitslosengeld II allesamt faul, arbeitsunwillig und gar nicht bemüht, sich selbst um den Lebensunterhalt zu kümmern. Man sollte den bierseligen und von Halbwissen geprägten Reden besser nicht zuhören. Denn die Zahl derer, die ALG II beziehen, weil das Einkommen kein Auskommen ermöglicht, steigt ständig.
Das macht sich vor allem in Sachsen bemerkbar. Die Zahl der Arbeitslosen gehe zwar zurück. Dafür seien es immer mehr Menschen, deren Lohn nicht ausreiche, um die Familie zu ernähren, sagt Hanjo Lucassen, Landeschef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). 90.900 ALG-II-Empfänger sind es in Sachsen, die eine Arbeit haben, aber nicht davon leben können.
Das macht bei insgesamt 375.000 erwerbsfähigen Hilfebedürftigen einen Anteil von 24 Prozent. „Alarmierend“ nennt Lucassen diese Zahl, zumal 57 Prozent der Betroffenen eine sozialversicherungspflichtige Arbeit haben. Ganz vorne in der traurigen Statistik steht Leipzig mit 15.459 arbeitenden Leistungsbeziehern, es folgen Dresden mit 10.767 und Chemnitz mit 6.972.