Die Süddeutsche Zeitung berichtet auf Grundlage einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) davon, das immer mehr Menschen in Deutschland zu wenig verdienen, um davon ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können.
So ist die Zahl derjenigen Arbeitnehmer, welche voll oder in Teilzeit arbeiten und zur Sicherung des Existenzminimums zusätzlich Hartz IV beziehen (sog. Aufstocker), im Jahr 2008 deutlich gestiegen.
Aus der Statistik der BA geht hervor, dass die Zahl der Aufstocker, deren Bruttolohn mindestens 800 Euro brutto monatlich beträgt, von Januar bis Juli 2008 von 369.597 auf 384.467 Personen gestiegen ist. Bei den Berufstätigen, deren Bruttoverdienst bei 400 bis 800 Euro liegt, legte im selbigen Zeitraum die Zahl der Aufstocker um fast 12.000 auf 243.550 zu.
Obwohl die Zahl der arbeitslosen Hartz-IV-Empfänger um etwa ein Fünftel gesunken sei, habe sich die Zahl der Aufstocker auffallend vergrößert, erklärte der Arbeitsmarktexperte des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Wilhelm Adamy, gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Diese Entwicklung hält der Gewerkschaftsvertreter für äußerst bedenklich. Seiner Meinung nach hätte es weniger Aufstocker geben müssen, da die Wirtschaft zu dieser Zeit floriert habe, der Bedarf an Arbeitskräften gestiegen und zugleich die Zahl der hilfebedürftigen Menschen im erwerbsfähigen Alter deutlich zurückgegangen sei. Für die Betroffenen sei es „demoralisierend, wenn sie voll arbeiten, mit ihren Beiträgen zur Finanzierung des Sozialstaats beitragen und trotzdem auf staatliche Leistungen angewiesen sind“, fügte der Experte hinzu.
Ursache für diese Negativtendenz ist nach Ansicht von Wilhelm Adamy die Zunahme von prekärer, nicht existenzsichernder Arbeit. Einige Arbeitgeber nutzen die vom Gesetzgeber geschaffene Möglichkeit offensichtlich aus, indem sie verstärkt Niedrigverdiener einstellen. Folglich werde „Lohndumping“ praktisch staatlich gefördert, kritisiert der Arbeitsmarktexperte.