Mit Reformen ist das immer so eine Sache. Es finden sich stets Dummköpfe, die grundsätzlich alles Neue ablehnen und sich erst gar nicht mit dem Inhalt einer tatsächlichen Reform auseinandersetzen möchten. Diese Angst vor Veränderung findet sich meist bei jenen Menschen, die in frühkindlicher Lebensphase einen zumindest subjektiv äußerst schmerzhaft empfundenen Verlust erlebt haben. Darum streben sie in ihrem weiteren Leben unbedingt nach Starre und Unveränderlichkeit. Naja, lassen wir das mal...
Offensichtlich haben hier die wenigen Leute, die auf den Beitrag der Thread-Erstellerin reagiert haben (ich nenne dies absichtlich nicht "geantwortet"), sich kein bißchen mit dem Inhalt auseinandergesetzt.
Der Vorschlag eines Bürgergeldes geht zurück auf einen angesehenen deutschen Wirtschaftswissenschaftler beziehungsweise Ökonom, Joachim Mitschke, dessen Bürgergeld-Theorie auch weitere namhafte Unterstützer fand. Mitschke griff die in den 1960-ern von Milton Friedman aufgeworfene Idee eines Bürgergeldes erneut auf und transferierte sie in die heutige Zeit. In seinem Buch "Steuer- und Transferordnung aus einem Guß" empfahl er das Bürgergeld als Zusammenfassung aller direkten Sozialtransfers. Sein Vorschlag beinhaltet vielerlei, aber unter anderem auch ein total abgespecktes Beamtentum und entsprechende Maßnahmen im öffentlichen Dienst, sowie weitere große Änderungen im Steuerwesen, wodurch die von ihm nun als "liberales Bürgergeld" bezeichnete Sozialreform auch tatsächlich bezahlbar wäre. Also, Gawain, schmeiß schon mal die Idee mit dem Drucker raus, und Kitty, laß die rosarote Brille da, wo sie hingehört! Mit derlei Kommentaren habt Ihr beide nicht unbedingt Zeugnis dessen abgelegt, was sich als Allgemeinwissen bezeichnen ließe...
Der Unterschied zu Friedmans These, der in den 1960-ern eine "negative Einkommenssteuer" vorschlug, bei der ohne Rücksicht auf tatsächliches Einkommen jeder das Bürgergeld erhalten sollte, war der, dass nun nur bis zu einer bestimmten Einkommenshöhe das Bürgergeld ausbezahlt werden sollte. Das macht ja auch durchaus Sinn, denn Millionäre benötigen die paar Kröten nicht wirklich.
In weiterer Folge haben sich so einige dieser grundsätzlichen Bürgergeld-Theorie angenommen und zusätzliche Bedingungen, Einsparungen, usw. erdacht. Klar, manch einer hat diese Theorie auch bis zur Unkenntlichkeit vergewaltigt und schon bald wieder genauso undurchsichtig und sozial ungerecht gemacht, wie jene Hartz-4-"Reform" es heute schon ist. Dies verwundert allerdings kaum, wenn man bedenkt, dass von Links und Rechts über Bürgerinitiativen und politisch korrekte Parteien bis hin zur FDP alle mal ihr eigenes Senftöpfchen füllen mochten.
Es geht hier um eine echte Reform, oder auch um eine sozialpolitische Revolution! Dass der Generationenvertrag längst ausgedient hat, wissen eigentlich alle (Allgemeinbildung und tagespolitische Kenntnisse vorausgesetzt!) und nicht nur jene, die wie ich der sogenannten "Babyboom-Generation" angehören. Dass unser derzeitiges Steuersystem und der Mammut eines Verwaltungsapparates wie dem öffentlichen Dienst viel zu kostspielig ist, sollte eigentlich auch bekannt sein. Sorry, Turtle, aber Du müßtest eigentlich wie Deinesgleichen abgespeckt werden!
So werden Verwaltungskosten gespart und nicht in längst überkommene Apparate endlos Geld reingebuttert, stattdessen wird in Menschen investiert und ein ganz erheblicher Anreiz zum Hinzuverdienen geschaffen. Der Erfolg ist letztendlich soziale Gerechtigkeit, sowie kreatives Denken und Handeln von Seiten der Bürger. Selbstverständlich würden solch wahnwitzige Politikergehälter, wie sie heute üblich sind, ebenfalls abgeschafft werden und diese entsprechend ihren Leistungen vom Volk aus den wenigen transparenten Abgaben bezahlt werden.
Es ist schlicht dümmlich, die Thread-Erstellerin als realitätsfremde Träumerin hinzustellen, wie es hier manche machten. Eigentlich sind zunehmend mehr Menschen und sogar Politiker der Ansicht, dass eine Umsetzung der Bürgergeld-Theorie in die Praxis sinnvoll wäre – nur über das genaue Wie ist man sich noch nicht so einig. Und dann haben wir ja noch das Problem mit der EU, dem Euro, den Griechen, Spaniern, Italienern und Portugiesen, der NATO, den ewigen Wiedergutmachungszahlungen, etc. etc. etc.
ABER: Anfang der 1990-er Jahre hätte keiner gedacht, dass wir in 10 bis 20 Jahren einem Überwachungsstaat mit RFID-Chip, Bundestrojaner und bundesweiten stichwortgesteuerten Abhörsystemen u.v.m. entgegensteuern würden. Man hätte damals auch keinesfalls vermutet, dass es in Deutschland eine derartige Sozialgesetzgebung geben würde, die gegen viele Teile des Grundgesetzes verstößt oder dass ein Strafgefangener mehr Rechte als ein "freier" und rechtschaffener Bürger haben würde. Und doch ist es so gekommen...
Die paar Leute, die von tiefen Verlustängsten geplagt, über einschneidende tatsächliche Reformen heute noch lachen, werden spätestens dann, wenn entweder eine echte Sozialreform umgesetzt worden ist, oder mangels einer solchen, das Boot vollends untergegangen sein wird und darum dann die Sozialrevolution in diesem unserem Lande steigt, ihre Träumereien aufgeben und ihre rosaroten Brillen ablegen müssen!
Ich vermag es eigentlich kaum zu glauben, dass es tatsächlich noch Leute geben soll, die meinen, dass die heutige Sozialgesetzgebung und deren Ausführung an den Menschen einfach so vorübergeht; zum Beispiel auch an den Kindern und Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Jeder Soziologe, Sozialpädagoge und Psychologe weiß genau, dass die derzeitigen Auswüchse imperialistischen und materialistischen Denkens und deren Umsetzung im Alltag zu einer Verrohung der Gesellschaft führen und an wem werden sich wohl jene Übergangenen, Vergessenen, Benachteiligten reiben wollen?
Das Streben nach Freiheit konnte noch NIE vollends unterdrückt werden!
Ab und an sollte ein interessanter alter Thread wiederbelebt werden, indem ein neuer Beitrag hinzugefügt wird.
Wer dies nicht nachzuvollziehen vermag, der hat den Sinn eines Forums nicht wirklich verstanden.
Wären alte Threads wirklich unsinnig, könnte man sie löschen, aber das tut man in einem Forum nicht. Warum nicht? – Weil auch andere mitlesen oder irgendwann in eine Situation kommen, die der eines früheren TE entspricht. Darum steht auch meist in Foren der Hinweis, dass man zunächst vor Erstellung eines neuen Beitrags erstmal das Forum nach einem gleichen oder ähnlichen Fall absuchen soll.