Moin moin,
Eins vorweg: was ich hier zusammengetippt hab, ist recht lang geworden, daher schicke ich ein herzliches Dankeschön an all diejenigen voraus, die sich die Zeit nehmen es trotzdem zu lesen (und vielleicht noch das ein oder andere Interessante dazu sagen könnten). Also los geht's:
Ich bin 25 Jahre alt und beginne demnächst ein 2-jähriges Master-Studium an einer Universität, nachdem ich den Bachelor bereits kürzlich erfolgreich abgeschlossen hab. Aus verschiedenen (persönlichen) Gründen habe ich während des Bachelor-Studiums noch zu Hause in meinem Elternhaus gewohnt, genau gesagt, bei meiner Mutter (meine Eltern sind seit 12 Jahren geschieden). Für den Master-Studiengang will ich in jedem Fall zu Hause ausziehen, was natürlich mit einem höheren Finanzdruck für mich verbunden ist. Daher habe ich ein paar Fragen bezüglich des Unterhaltsanspruchs im Studium. Dazu folgender Hintergrund (ich versuche mich kurz zu fassen):
Mein Bruder und ich haben nach der Trennung unserer Eltern bei unserer Mutter gelebt. Unser Vater hat seine Unterhaltszahlungen für uns exakt dann eingestellt, als wir beide unser Abitur hatten (im Jahr 2002, bzw. bei mir wars 2003). Meiner Mutter hat mein Vater meines Wissens nach nie irgendwas gezahlt, obwohl sie schwerbehindert (querschnittsgelähmt) und demzufolge erwerbsunfähig ist. Mein Vater verdient übrigens soweit ich das beurteilen kann recht gut (mittlerer Dienst in einem recht bekannten Deutschen Großunternehmen), zumindest hab ich nie den Eindruck gehabt, dass es ihm je an irgendetwas materiellem gemangelt hat, Finanzsorgen da waren oder ähnliches.
Zurück zu mir. Während des Bachelor-Studiums hab ich, wie schon gesagt, zu Hause gewohnt. Ich charakterisiere diese Form des Zusammenlebens gerne als eine Art WG mit meiner Mutter, die aufgrund ihrer Behinderung sicher auch viele Vorteile aus meiner Anwesenheit ziehen konnte. Finanziell war es denk ich für uns beide in Ordnung, ich wage zu behaupten, dass ich selbst recht sparsam lebe (das einzige was ich mir seit 7 Jahren leiste ist ein kleiner 91er VW Golf). Aufgrund meines Alters fällt aber ja demnächst das Kindergeld (was bislang meine Mutter kassierte) weg und ich muss mich darüber hinaus auch auf eigene Kosten krankenversichern, dazu selbstverständlich noch die ganzen Kosten, die eben auf einen zukommen, wenn man eine eigene Wohnung hat. Ich habs heute morgen mal durchgerechnet und komme (ohne Auto) auf 650-700 € laufende Kosten, die ich monatlich zu tragen habe.
Bislang hab ich davon abgesehen meinen Vater um Unterhaltszahlungen zu "bitten" (= diese einzufordern), weil ich finanziell keine Schwierigkeiten hatte (und das obwohl ich während des Bachelor-Studium monatlich nur ca. 110 € Bafoeg bekam und die Bafoeg-Zahlungen in den letzten beiden Semestern komplett wegvielen). Zum einen hab ich wie gesagt günstig zu hause wohnen können, zum anderen habe ich seit ich 17 Jahre alt bin praktisch jeden Monat ein eigenes Einkommen in Form von Aushilfsjob, Zivildienst, Praktika etc. Während des Studiums arbeiten war zeitlich allerdings NICHT möglich (die Unmöglichkeit dessen kann ich überhaupt nicht nachdrücklich genug betonen). So geht das jetzt aber fürchte ich nicht mehr weiter, und ich möchte einfach die 18-24 Monate, die das Studium dauern wird, finanzielle Unterstützung von meinem Vater. Ich wäre übrigens der erste aus der Familie, der hier versuchen würde einen Anspruch geltend zu machen. Mein großer Bruder hat sein Studium mit Bafoeg und eigenem Geld finanziert, weil er, offen gesagt, nicht den nötigen Mumm in den Knochen hatte, unseren Vater auch nur auf seine Unterhaltspflicht anzusprechen, geschweige denn, Leistungen von ihm einzufordern. Daher folgende Fragen:
- Bis wie lang kann ich überhaupt einen Unterhaltsanspruch geltend machen und ggf. auch durchsetzen? Also, bis zu welchem Alter mein ich damit.
- Mit wieviel Geld kann ich im Erfolgsfall rechnen? Ich weiss, die Frage ist blöd, weil ihr das Netto-Einkommen meines Vater genausowenig kennt wie ich selbst. Aber angenommen ich würde nochmal Bafoeg bekommen (weil ich ja nen eigenen Haushalt habe), sagen wir mal 300 €. Wäre mein Vater dann dazu verpflichtet den Differenzbetrag zu zahlen bis ich auf den angemessenen Gesamtunterhaltsbedarf von 640 € käme?
- Wie siehts aus mit meinem eigenen "Grundkapital"? Ein paar Tausender hab ich schon noch angespart (von meinen Jobs und so). Wird das Vorhandensein eigenen Geldes irgendwie in der Berechnung einbezogen? Mir macht der Gedanke etwas Bauchschmerzen, dass ich mein mühseelig erarbeitetes Geld aufbrauchen soll, nur weil mein Vater nicht mal dazu bereit ist, mir in dem Punkt etwas unter die Arme zu greifen.
Dann noch ne Frage, die weniger rechtlicher, sondern moralischer Natur ist:
- findet ihr meine Beweggründe nachvollziehbar und angemessen? Ich will ja auch nicht wie ein raffgieriger Geier aussehen. Mich stört in erster Linie das fehlende Unrechtsbewusstsein und die Selbstverständlichkeit mit der einfach fällige Unterstützung verweigert wird, als wäre die Ausbildung der Söhne egal. Ich würde nicht mal nach Geld fragen, wenn es nicht wirklich notwendig wäre, und die letzten 6 Jahre war es auch nicht notwendig, jetzt aber leider wohl.
Ich hab übrigens eigentlich ein gutes Verhältnis zu meinem Vater, aber sobald es um das Thema geht, sobald man nur auf die Unterhaltspflicht hinweist (!) - also nicht mal Geld fordert, sondern nur darauf aufmerksam macht, dass dort gewisse Rechte und Pflichten gesetzlich geregelt sind - brennen (bei ihm) wirklich sämltliche Sicherungen durch.
So viel erstmal dazu, jetzt freu ich mich auf eure Antworten, nochmal vielen Dank für's lesen.