Hartz IV-Horror

  • Hallo...


    Ich fasse mich so kurz wie möglich:


    Bin seit November 2007 wieder Zuhause bei meiner Familie, weil ich in Berlin keine Arbeit gefunden habe (wo ich eigentlich leben wollte). Habe notgedrungen unverzüglich Hartz IV beantragt und nach Monaten voller Verzögerungen und Inkompetenz seitens der ARGE wurde der Antrag dann endlich auch bewilligt, jedoch ohne Nachzahlung rückwirkend bis zum Datum der Antragsstellung, da ich angeblich eine Frist versäumt habe. Während des Zeitraums in dem ich Hartz IV erhalten habe (von März bis Juni 2008) wurden miir teilweise unzumutbare 1 €-Jobs aufgedrückt, bis ich mich letztendlich verweigert habe und somit natürlich den Anspruch auf ALG II gleichzeitig auch verloren. Das war mir aber auch schon vorher klar, aber ich wollte mich einfach nicht weiter versklaven lassen, nur um damit aus der Statistik zu verschwiniden. Glücklicherweise habe ich in der Zwischenzeit auch zwei kleine Nebenjobs gefunden, die mir monatlich insgesamt 300 € einbringen. Hinzu kommt eine ebenfalls monatliche Unfallrente in Höhe von knapp 200 €. Diese wurde bei meiner letzten Bewilligung beispielsweise auch angerechnet, sodass ich insgesamt zwar noch 150 € für Kost und Logis erhalten habe (was direkt auf das Konto meiner Eltern ging, da beide Rentner sind und selbst nicht über die nötigen finanziellen Mittel verfügen), aber zusätzlich für mich selbst dann nur 40 € zum Leben. Nebenbei muss / musste ich noch alte Schulden begleichen, etc... Und obwohl meine Unfallrente bei den Berechnungen der Sozialleistungen miteinbezogen wurde, musste ich Arbeiten ausführen, die mein Knie (wofür ich eben diese Rente erhalte) zu stark belastet haben.
    Wie gesagt, irgendwann war ich so am Ende, dass ich auf staatliche Unterstützung freiwillig verzichtet habe, nur um mich nicht länger demütigen zu lassen.
    Jedoch gestaltet sich meine aktuelle häusliche Situation zunehmend problematischer, da meine Eltern und ich uns in dem knappen Jahr, in dem ich vor meiner Rückkehr allein gelebt habe, in sehr verschiedene Richtungen entwickelt haben. Zudem haben wir nur eine kleine Wohnung und die beiden sind schon alt, da ist es schwierig, wenn die 21 Jahre alte Tochter abends ihre für Ohren ab 70 viel zu lauten Freunde mitbringen will, um in einem 8 qm großen Kinderzimmer einen DVD-Abend zu veranstalten. Diese Kleinigkeiten wären ja noch erträglich, aber ein Zusammenleben ist auch grundsätzlich nicht mehr möglich und meine Eltern haben selbst nicht viel Geld, weshalb ich sie so schnell wie möglich entlasten muss.


    So, nun endlich zu meiner Frage...


    Wenn ich unter eben genannten Umständen erneut Hartz IV beantrage und außerdem eine eigene kleine Wohnung, wie stehen meine Chancen, dass dies auch bewilligt wird?


    Und wie berechnet sich das Ganze in Verbindung mit meinen Nebeneinkünften? Ich komme im Monat zwar auf insgesamt fast 500 €, davon gehen dann allerdings noch Rechnungen und Schulden ab, sodass es schwierig wird, so eine eigene Wohnung zu unterhalten.


    All das wäre jedoch nur für einen begrenzten Zeitraum (WS 2008 / spätestens SS 2009), da ich in 6 - 12 Monaten wieder nach Berlin zurück will, um dort das Abitur nachzuholen. Dementsprechend bin ich ohnehin dazu gezwungen, jeden verfügbaren Euro zu sparen, um mir einen Umzug erlauben zu können.


    Erstmal vielen Dank an alle, die sich freiwillig diesen Roman durchgelesen haben! Wollte mich ja eigentlich kurz fassen, aber habe einfach zu viel erlebt... Freue mich über jede Rückmeldung, die mir irgendwie weiterhilft oder sogar etwas Hoffnung macht!

  • ich bezweifle das dir das Amt unter 25 eine eigene Wohnung finanzieren wird ohne triftigen Grund. Du bist da leider in der "Beweispflicht" zu begründen warum es unzumutbar und nicht mehr länger möglich ist mit deinen Eltern zusammen zu leben.


    Wo hast du denn in Berlin gelebt? Hattest du eine eigene Wohnung? Warum bist du wieder zu deinen Eltern nach der Rückkehr gezogen?


    An deiner Stelle würde ich mich sofort an einer Schule in Berlin bewerben um das Abi zu machen. Außerdem nach einer Wohnmöglichkeit umsehen in der Nähe der Schule. Man kann in Berlin das Abi auch an einem Tageskolleg nachmachen und wird Bafög gefördert. Das ist so etwas wie ein Abendgymnasium, nur das es ebend am Tage ist der Unterricht. Eine gute Schule dafür ist das Viktor-Klemperer-Kolleg in Berlin Lichtenberg (da war ich;) ) In Berlin gibt es auch wirklich günstige Wohnungen. Zwar ohne Luxus dann, aber fürs erste reichts doch.


    Du wärst von deinen Eltern weg, kriegst Bafög, und bist die Schikanen des Hartzamtes los.


    Viel Glück!

  • Vielen lieben Dank erstmal für die schnelle Antwort und liebe Grüße in die schöne Hauptstadt!


    Dass ich im Normalfall erst ab 25 berechtigt bin, auf Staatskosten eine eigene Wohnung zu beziehen, wusste ich. Aber es gibt ja auch einige Fälle, in denen Betroffenen unterhalb dieser Altersgrenze eine Unterkunft zugesichert wird, wenn ihre persönliche Situation eben ansonsten nicht mehr tragbar ist. Und das ist bei mir der Fall. Aber natürlich hängt dies ja auch immer vom Wohlwollen des jeweiligen Sachbearbeiters ab...


    Ich habe in Mitte gewohnt, allerdings nur zwei Monate in einer WG... Die erste Woche verbrachte ich in Prenzlberg. Finde beide Viertel sehr schön und habe mich auch schon über Wohnungen informiert. Meine Abreise gestaltete sich damals sehr kurzfristig, weshalb ich keine andere Möglichkeit hatte, als wieder bei meinen Eltern unterzukommen. Ich dachte eben, ein paar Monate halten wir es noch mal miteinander aus (eben um nicht noch mehr dem Steuerzahler auf der Tasche liegen zu müssen), aber da habe ich mich leider geirrt.


    Die Bewerbung habe ich bereits hinter mir und sobald ich den Info-Tag im September besucht habe, bin ich auch offiziell an der SFE Berlin eingeschrieben (scheint ein ähnliches Konzept wie die von dir erwähnte Institution zu vertreten). Wenn es dann erstmal so weit ist, habe ich auch keine schwerwiegenden Probleme mehr...


    Aber bis dahin muss ich mich ja schon noch irgendwie über Wasser halten und ein halbes Jahr kann verdammt lang werden, wenn man sich nicht mal mehr in den vier Wänden seiner Kindheit Zuhause fühlen darf. BaFöG und Kindergeld erhalte ich erst, sobald ich schriftlich nachweisen kann, dass ich ab kommendem Semester diese spezielle Schulform absolviere und dies ist mir erst nach bereits erwähnter Schulveranstaltung möglich. Bis es endlich so weit ist, suche ich natürlich nach anderen Möglichkeiten, um bis dahin irgendwie durchzuhalten.


    Eine Frage wäre auch noch, ob ich auch weiterhin gezwungen wäre, 1 € Jobs anzunehmen, obwohl ich bereits nebenbei einer geringfügigen Erwerbstätigkeit nachgehe...


    Bin weiterhin für jede Anregung dankbar!

  • Hallo,


    in deinem Fall besteht kein Anspruch auf eine eigene durch ALG2 finanzierte Wohnung.
    Ein Härtefall ist nicht gegeben. Ein Härtefall wäre zum Beispiel häusliche oder seelische Gewalt!


    Du kannst natürlich wieder einen Antrag auf ALG2 stellen (Verbleib im elterlichen Haushalt), dein Einkommen wird von den Regelleistungen abgezogen.


    Wenn du eine Abendschule bzw. Tagesform besuchst besteht dem Grunde nach Anspruch auf Bafög wenn deine Eltern nicht über genügend Mittel verfügen dich zu unterstützen.
    Am besten jetzt schon abklären wieviel Bafög dir zusteht.


    Die Umzugskosten nach Berlin wirst du aber selber finanzieren müssen.
    Ich möchte noch darauf hinweisen, das die Beantragung und die Bewilligung von Bafögleistungen bis zu 2 Monaten ab Beginn des Unterrichtes betragen können.
    Also jetzt schon mal darauf einstellen das du die erste Zeit wahrscheinlich ohne Kohle da stehst.
    Die Arge geht nicht in Vorleistung.


    Es könnte ebenfalls Anspruch auf Wohngeld bestehen.

  • Hi steffi,


    SFE-Berlin sagt mir jetzt gar nix, aber warum veranstalten die denn einen Infotag erst im September??? Da fängt doch schon das Schuljahr an! Vielleicht solltest du doch noch andere Kollegs in Betracht ziehen wo du dich bewirbst um kurzfristig noch im September anzufangen.


    Das mit dem Kindergeld hatte ich ganz vergessen, das steht dir natürlich auch noch zu. Wenn du an einem Kolleg zur Schule gehts bekommst du meines Wissens nach erlternunabhängiges Bafög! Was allerdings stimmt ist, das die Bearbeitung wirklich ewigkeiten dauert!


    Für den Kindergeldantrag brauchst du glaube die Unterschrift deiner Eltern. Für den Bafögantrag brauchst du ne Unterschrift der Schule und eine Bestätigung der Krankenkasse das du freiwillig versichert bist. Diese kostet dich monatlich um die 50 euro.


    Wenn es zu Hause wirklich nicht mehr auszuhalten ist, würde ich einen formlosen Antrag ans Hartzamt schreiben und das ausreichend begründen. Am besten du gehst zu einer kostenlosen Rechtsberatung und holst dir Tips. Den Antrag lass dir dort wenn du ihn abgibst kopieren und mit Eingangsstempel und Unterschrift versehen. Der muß dann bearbeitet werden. Zur Not mußt du klagen wenn sie es ablehnen, aber das kann alles dauern. Behördenmühlen mahlen langsam. Bis dahin bist du vielleicht schon in Berlin;-)


    Wenn du nebenbei arbeitest glaube ich kaum das sie dir einen 1 euro job aufdrücken. zumindest wäre das unlogisch da du ja dann deine arbeit aufgeben müßtest und wohl auch weniger verdienen würdest mit einem 1 euro job.



    Weiterhin viel Glück!
    ;)

  • du bekommst dann eine wohnung genehmigt und eine eigene wohnung von der arge bewilligt, wenn du einen arbeitsplatz findest der nicht im öffentlichen nahverkehr erreichbar ist (sprich außerhalb der pendelzone).
    du kannst sehr gern ein kolleg besuchen in berlin, allerdings wirst du nur dann bafög elterunabhängig erhalten wenn du eine dreijährige abgeschlossene ausbildung hast und danach drei jahre versicherungspflichtig gearbeitet hast. letzteres kann mit drei erziehungsjahren eines kindes (oder mehrerer) ersetzt oder ergänzt werden. sollten diese faktoren nicht zutreffen, fällt bafög aus und wird nach dem einkommen der eltern berechnet, die für dich bis zum abschluss der ersten ausbildung unterhaltspflichtig sind.
    von daher wäre es sicher sinnvoller das abi dort nachzuholen wo man auch eine wohnung hat (nämlich in der nähe der elterlichen wohnung) und sich einfach mal zusammenreißt und bis zur finanziellen selbständigkeit die füße ruhig unter dem tisch der eltern hält. rücksicht setzt voraus, dass man sich bewußt macht, dass man seine vielen freunde nicht in die eigene wohnung schleppt sondern in die der eltern.


    Die von dir erwähnte Schule verlangt 135 euro schulgeld. hast du dir mal überlegt wie du das von ca. 500 euro bafög bestreiten willst plus etwas kindergeld? suche dir eine vernünftiges staatliches kolleg welches auf dem zweiten bildungsweg das abi anbietet. das klingt sehr krass nach abzocke.