Schutzbekleidung bei 1-Euro-Job?

  • Hallo zusammen,


    ich habe folgendes Problem: :mad:
    Vor einigen Wochen wurde ich von meiner zuständigen ARGE zu einem Ein-Euro-Job im kommunalen Bauhof meiner Gemeinde verdonnert.
    Das Makabere daran ist der Umstand, daß ich vorher genau bei dieser Gemeindeverwaltung in eben diesem Bauhof als Festangestellter wegen "Arbeitsmangel" gekündigt wurde. Davor war ich vier Jahre dort beschäftigt. Nun mache ich also genau dieselbe Arbeit, die ich vorher gemacht habe, jetzt aber für einen Hungerlohn zugunsten meiner Gemeindekasse.
    Ist das nicht toll? :eek:


    Das eigentliche Problem aber kommt erst noch:
    Für die Ausübung dieser Tätigkeiten ist eine berufsspezifische Schutzbekleidung erforderlich (z.B. Sicherheitsschuhe, Warnweste, Schutzhelm und Regenbekleidung). Auf Anfrage bei der ARGE wurde mir jedoch mitgeteilt, daß diese Kosten leider nicht übernommen werden können, weil es sich nicht um eine ABM-Maßnahme handelt, sondern um eine "Eingliederungsmaßnahme". Hahahahaha!!!
    Die Gemeindeverwaltung fühlt sich ebenfalls nicht dafür zuständig, weil es sich ja um kein reguläres Arbeitsverhältnis handelt und ich somit offiziell gar nicht bei der Gemeinde beschäftgt bin, obwohl ich es faktisch doch bin. Als Festangestellter wäre nämlich der Arbeitgeber für die Stellung dieser Schutzbekleidung zuständig.
    Meine Frage ist: Wer ist für die Beschaffung von berufsspezifischer Schutzbekleidung zuständig und gibt es darüber eine verbindliche Rechtssprechung?
    Es kann doch wohl nicht angehen, daß ein 1-Euro-Jobber noch Geld mitbringen muß, um den Anforderungen des Arbeitsschutzes gerecht zu werden? Diese Schutzbekleidung ist ja nicht gerade billig.
    Interessant wäre auch die Frage, welche Stellung z.B. das Gewerbeaufsichtsamt, bzw. die Berufsgenossenschaft zu diesem Problem vertritt? Schließlich sind dies ja die Organisationen, die für die Einhaltung dieser Schutzmaßnahmen zuständig sind (oder es zumindest sein sollten).
    Wer hat bereits ähnliche Erfahrungen gemacht und mit welchem Ergebnis?
    Kurze Antwort wäre nett, vielen Dank!


    mfg. Horst

  • Lieber Horst,


    Seit über 2 Jahren gehe ich auf die Starße gegen diese menschenverachtenden "Reformen" wie z. B Hartz IV.
    Auch die Montagsdemo Seite "Montagsdemo-Marl.de" stammt von mir.
    Zu Deiner Frage:


    Immer wieder wird bei den sogenannten 1-Euro Jobs von Zuverdienst gesprochen. Sogar die Medien wie Fernsehen und Zeitungen werden nicht müde, Rechnungen aufzustellen, wie gut doch ein Hartz IV Betroffener mit einem 1-Euro Job verdient.
    Das ist aber einfach falsch! Der 1 Euro, den man "dazuverdienen" kann ist eine sogenannte Aufwandsentschädigung. Das heißt nichts anderes, dass Du damit alle Kosten wie Arbeitskleidung, Fahrgeld etc. eben alles was für die Sklavenarbeit notwendig ist, davon tragen musst.
    Es gibt keine Möglichkeit sich dagegen zu wehren. Einige sogenannte 1-Euro Vermittler, wie sie auch immer heißen, übernehmen einige Kosten, aber ich glaube nur um einen Aufstand zu vermeiden. Der einzige der an dem 1-Euro Jobber verdient, ist der Vermittler (Firma bei der Du arbeitest), der noch für jeden 1-Euro Jobber bis zu 400 Euro monatlich vom Staat bekommt.
    Und das, was Dir passiert ist, dass Du Deinen Job verloren hast und nun die gleiche Arbeit für nur "1 Euro" verrichtest ist Gang und Gebe. Statistiken belegen, dass über 80 % der sogenannten 1-Euro Jobs reguläre Jobs vernichtet haben. Bis jetzt!
    Hartz IV ist nur zum Lohndumping "erfunden" worden. Zu nichts anderem.
    Am besten Du gehst auch jeden Montag auf die Straße und protestierst gegen die Sklavenarbeit.
    Liebe Grüße
    Udo aus Marl

  • Das heißt nichts anderes, dass Du damit alle Kosten wie Arbeitskleidung, Fahrgeld etc. eben alles was für die Sklavenarbeit notwendig ist, davon tragen musst.
    Es gibt keine Möglichkeit sich dagegen zu wehren. Am besten Du gehst auch jeden Montag auf die Straße und protestierst gegen die Sklavenarbeit.


    Lieber Herrold,


    herzlichen Dank für diese erschöpfende Auskunft und für den guten Tipp, der diesen Unsinn ganz sicher beenden wird!
    Leider ist es gar nicht möglich, von dieser "Aufwandsentschädigung" auch noch berufsspezifische Arbeitskleidung zu kaufen, denn sie wird alleine schon durch die täglichen Fahrtkosten von und zur Arbeitsstelle vollständig aufgebraucht.
    Interessant wäre die Frage, was bei einem Arbeitsunfall passiert, bei dem weder eine Warnweste, noch ein Schutzhelm oder Sicherheitsschuhe getragen werden. Ein Kauf ist aus finanziellen Gründen nicht möglich, denn ich erhalte von der staatlichen Almosenkasse exakt 11,50 Euro täglich! Davon muß ich nicht nur essen und trinken, sondern auch noch Strom, Wasser, Kanal, Schornsteinfeger, Telefon und Müllabfuhr bezahlen.
    Meinst Du, ich sollte es einfach einmal ausprobieren und mich an einer Baustelle an vielbefahrenen Straße von einem Lkw überfahren lassen? Was würde die Berufsgenossenschaft dazu sagen? Hätte ich in diesem Falle überhaupt einen Anspruch auf eine medizynische Versorgung?
    Falls ja und wenn ich Glück habe, so könnte ich anschließend auch jeden Montag mit Krücken oder im Rollstuhl auf die Straße gehen und gegen etwas protestieren, worum sich im Grunde kein Schwein etwas schert.
    Derzeit darf ich das leider nicht, weil ich noch jeden Montag im Bauhof arbeiten muß. Wer nicht kommt, kriegt keine Leistungen mehr von der Arge und das Problem erledigt sich in kurzer Zeit von selbst. (Hungertod)
    Ach ja, noch etwas: Ich wohne in einer sehr ländlich strukturierten, erzkatholischen Gegend und ein einzelner Protestant auf der Landstraße würde dort sicher zur allgemeinen Belustigung beitragen. :D
    Allerdings: Wenn ich das jeden Montag machen würde, so würde ich damit ganz sicher eine revolutionäre Veränderung in der Sozialgesetzgebung auslösen, denn steter Tropfen höhlt bekanntlich den Stein.
    Unser Herr Pfarrer betont auch immer und immer wieder, wie ungemein wichtig ein fester Glaube ist.
    Dir möchte ich ebenfalls diesen festen Glauben wünschen. Ich bin überzeugt: Alles wird gut!


    Liebe Grüße von Horst :)