Leiharbeit: Fahrkosten übersteigen Arbeitslohn

  • Hallo,


    ein Bekannter (langzeitarbeitslos, 58 Jahre) hat mir heute einen Vertragsentwurf mit einer Leiharbeitsfirma gezeigt, deren Sitz rd. 200 km von seinem Wohnort entfernt ist.
    Er soll sich mit dem Arbeitsvertrag verpflichten, in einer Entfernung von bis zu 150 km (einfache Entfernung) als Leiharbeiter eingesetzt zu werden und bekäme einen Bruttolohn von 9,84 Euro/Stunde. Monatlich wären das brutto rd. 1490 Euro bzw. netto zwischen 800 und 850 Euro.
    Wenn sein Einsatzort 150 km entfernt ist, hätte er monatliche Fahrkosten von 1400 bis 1800 Euro, je nach Pkw-Typ.
    Seine Fahrkosten würden also seinen Netto-Lohn um ca. 600 bis 1000 Euro pro Monat übersteigen.
    Auch wenn er "nur" eine einfache Entfernung von 100 km hätte, würde er drauflegen.


    Zwar gibt es ein Urteil des Landesarbeitsgerichts Köln, wonach ein Arbeitnehmer einen Anspruch auf Fahrkostenersatz hat, wenn die Fahrkosten zum Einsatzort über die Fahrkosten zum Sitz der Leiharbeitsfirma hinausgehen. Im Falle meines Bekannten ist dies durch die weite Entfernung der Leiharbeitsfirma aber nicht möglich.
    Ich vermute sogar, dass diese Leiharbeitsfirma sich bewußt Leiharbeiter sucht, die so weit entfernt wohnen, damit sie um den Fahrkostenersatz herum kommt.


    Ich bin der Meinung, dass ein Leiharbeitsverhältnis, bei dem der Leiharbeiter weniger als seine Fahrkosten verdient, nicht eingegangen werden muss. Ja, ich halte es für sittenwidrig.
    Hinzu kommt, dass er tgl. eine Fahrzeit von rd. 5 Stunden hätte, was ich auch für unzumutbar halte.



    Ich würde gern Eure Meinungen hierzu hören. Kann mein Bekannter den Arbeitsvertrag ablehnen?


    Hätte er die Möglichkeit, sich einen Anwalt zur Durchsetzung seiner Rechte zu nehmen?


    Anmerkung:
    Er befürchtet, dass das Jobcenter ihm sein Hartz-IV streicht, weil er so lange keinen Job gefunden hat.

  • Hy,


    also bei 1490€ Brutto hat er 1064€ Netto und nicht NUR 8-850€.
    Selbst bei 150Km einfachen Fahrtweg sind es nach der Steuerpauchale Max.1450€ Fahrtkosten.


    Die nächste frage währe, ist er Alleinstehend oder Verheiratet mit Kindern, dann ist der Nettolohn sogar etwas Höher. Wenn er alleine ist könnte das Amt sogar sagen er kann ja Umziehen, dan ist der Fahrtweg weniger, oder sie zahlen einen Fahrtkostenzuschuß.


    Ein guter Jobvermittler Versteht Ihn, wenn er Dieses Jobangebot ablehnt.


    Gruß

  • Hallo Boxbeutel,


    danke für die Antwort.


    Hast Du eine Tabelle, aus der man den Nettolohn nach Abzug von Lohnsteuer und Sozialversicherung ablesen kann? Gibt es eine solche im Internet?
    Er ist alleinstehend. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihm bei Steuerklasse I 1064 Euro netto verbleiben. Aber selbst wenn er 1064 Euro netto bekäme, so bliebe ihm immer noch nichts zum Leben übrig, wenn er 150 km einfach zur Arbeit fahren müßte (und das mit einem 10 Jahre alten Kleinfahrzeug).


    Er ist zwar alleinstehend, aber es kann ihm doch nicht zugemutet werden, dass er alle paar Wochen umzieht, oder? Ich meine, ich hätte gelesen, dass dies nicht zumutbar ist.
    Leiharbeiter werden ja oft nur für ein paar Wochen an der gleichen Arbeitsstelle eingesetzt.


    Außerdem noch eine weitere Überlegung:
    Der Job wurde ihm nicht vom Jobcenter sondern telefonisch von der Leiharbeiterfirma angeboten. Nach dem Telefonat hat man ihm dann die bis zur Unterschrift vorbereiteten Unterlagen zugefaxt (er mußte erst mal eine neue Faxrolle kaufen gehen, um die 16 Seiten ausdrucken zu können....).
    Muss er denn auf ein solches Angebot, wenn es nicht vom Jobcenter direkt kommt, überhaupt reagieren?


    Gruß
    Gitte

  • Du kannst unter Nettolohnrechner ausrechnen was dein Bekannter bekommen würde.Es dürften auch bei der Steuerklasse schon etwas mehr wie 1000 Euro werden.Er könnte in der Leihfirma nachfragen ob es die Möglichkeitn einer Fahrgemeinschaft gibt oder direkt von der Firma eine Fahrtgelegenheit möglich ist das er auf Grund des Zustandes seines Fahrzeuges nicht diesen weiten Arbeitsweg zurücklegen kann.Meist erledigt sich dann das Angebot der Leihfirma.Der Fahrtweg ist für ihn eigentlich eine Zumutung.


  • Aber Gitte!


    Ich bin oder war seid 12 Jahren nun bei Zeitarbeitsfirmen!


    Wo ist das Problem????


    Ich hatte sehr viele Kollegen die von weiter her kamen!


    Hier bei Finkenwerder beim AIRBUS, da kamen welche sogar vom Bodensee!


    Die sind doch auch nicht alle nach Hause gefahren, die haben sich ne kleine Bude dort gesucht, möbliert!


    200 EURO / Monat was weiss ich!


    Es kamen auch Leute aus Köln und sonstwo her, entweder sind die dann Freitag nach Hause und Montags wieder angereist!


    Entweder jede Woche oder alle 4 Wochen, jeweils nach persönlichem Gusto!


    Gut die haten mehr wie diese Lächelchen 9 EURO 84 weil AIRBUs nach 3 Monaten EQUAL Pay zahlt.


    Ob das bei 9 EURO etwas, überhaupt Sinn macht, sei dahingestellt!


    Aber die meisten haben auch einen Wohnzuschuss von der Firma bekommen einfach Fragen, das kostet nix
    oder die ARGE fragen!


    Ich hab erst vor ein paar Monaten 200 EURO Fahrgeld bekommen von einer ZA und mein Arbeitsweg war 1 km oder 1,2 km


    Elch

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